Freitag, 30. September 2016

Berlin Marathon 2016

So wirklich viel gebloggt hab ich ja leider nicht in der letzten Zeit - zu sehr hat mich das Training für Berlin und natürlich auch die Arbeit in Beschlag genommen. Da war dann für bloggen nicht wirklich mehr Zeit. Ein Bericht von so einem großen Ereignis wie einem Marathon gehört aber natürlich auf den Blog. Schließlich drehte sich das Training der letzten 16 Wochen um genau diesen einen Tag. 


Zielsetzung für den Marathon war für mich dieses Jahr ein wenig verschärfter als letztes Jahr in Schottland beim ersten Marathon. Im Gegensatz zum damaligen "ich will einfach durchkommen" hatte ich dieses Jahr mir ein Zeitziel gesetzt. Ich wollte den Marathon unter 5 Stunden laufen. Zum einen, weil es mit der Sub 5 und der 4 vorne doch irgendwie für das eigene Empfinden eben schneller wirkt, zum anderen soll man - sofern man am Two Oceans Marathon teilnehmen möchte - eine Sub 5 als Qualifikationszeit nachweisen können. Da ich gerne in Kapstadt starten würde 2017 brauchte ich also die Zeit. Ob es mit Kapstadt, klappt steht auf einem anderen Blatt - ist einfach ein ziemlich teurer Spaß. Sponsoren sind an dieser Stelle herzlich Willkommen!

Das Training für Berlin lief insgesamt sehr gut. Lediglich im Juli musste ich eine Woche aufgrund einer Erkältung aussetzen und einen langen Lauf hab ich mir aufgrund falscher Planung und Ernährung am Trainingstag selbst versaut. Alles in allem war es aber eine runde Sache mit der Vorbereitung.


So flog ich also mit meiner Frau und meiner Tochter am Samstag früh morgens nach Berlin. Unterkunft bekamen wir bei der lieben Verwandtschaft. Samstag ging es dann erstmal ins Getümmel der Großstadt und auf die Marathon-Messe, um die Startunterlagen abzuholen. Trotz der schier unglaublichen Teilnehmerzahl von über 40000 Läufern plus Inliner, Handbiker und diverser Rahmenprogrammläufe ging es erstaunlich schnell über die Bühne und ich hatte mein Teilnehmerarmband und die Startnummer samt Kleiderbeutel in den Händen. Nach ein wenig üblichem Sight-Seeing ging es dann zurück zur Unterkunft. Lange sollte der Abend auch nicht dauern - frühes Aufstehen war für mich angesagt.

Geplantes Zeitziel für den Marathon
Um kurz nach 7 Uhr brach ich also bereits lauffertig umgezogen in Richtung Hauptbahnhof auf. Ich hatte mich mit Freddy und Steffi (Freunde und Staffel-Kollegen der Circle of Lights-Staffel beim "Lauf zwischen den Meeren") bei Angela Merkel daheim verabredet: um 8 Uhr wollten wir uns vor dem Kanzleramt treffen. Freddy war überpünktlich, ich mehr als pünktlich und Steffi hat sich stets bemüht... ;-)


Nachdem wir die Kleiderbeutel an den dafür vorgesehenen Stellen abgegeben hatten, gingen wir in Richtung "Straße des 17.Juni" und suchten uns unseren Startblock heraus. Da wir alle nicht aus Kenia sind, waren wir in einem der hinteren Startblöcke. Wir verfolgten also auf der Großleinwand wie die Elite-Läufer losjagten und konnten uns schließlich fast 40 Minuten nach den Profis selbst auf die Strecke begeben. Schon am Start herrschte eine tolle Stimmung unter Läufern und Zuschauern. Los ging es und bereits nach wenigen hundert Metern liefen wir an der Siegessäule vorbei. Über 2,5km ging es erst einmal nur gradeaus, bevor es am Ernst-Reuter-Platz rechts ab in Richtung Moabit geht.


Bei KM 5 gab es die erste Verpflegungsstelle - gefühlt hatte ich eigentlich noch kein Bedürfnis zu trinken und auch im Training trinke ich eigentlich erst ab km 15 oder km 18, ich hatte mir aber vorgenommen jede Verpflegungstation mitzunehmen, um die Reserven möglich weit hinauszögern zu können. Ein wenig unpassend bei dieser Verpflegungstation war, dass sie genau vor einer großen Baustelle aufgebaut war. Ein Kran blockierte die halbe Straße, was einen Engpass und aufgrund der Massen an Läufern dann auch ein wenig Stau verursachte.  

Im Großen und Ganzen lies es sich aber trotz der Mengen an Mitläufern einrichten sein eigenes Tempo zu laufen. Ich hatte mir eine Pace von 6:15min/km bis 6:30min/km als Anfangstempo eingeplant und wollte dieses Tempo versuchen so lange wie möglich zu halten. Das klappte auch erstaunlich gut und wurde eigentlich nur auf den Kilometern mit Verpflegungsstationen etwas langsamer. Sogar ein paar deutlich schnellere Kilometer mit 6er Paces waren dabei.

Durch das Regierungsviertel ging es weiter bis zum Oranienburger Tor und weiter bis bei KM 10 der Rosa-Luxemburg-Platz erreicht wurde. Es lief gut und ich hatte das Gefühl genau das richtige Tempo gewählt zu haben. Auch auf den nächsten 10 Kilometern fühlte es sich alles wunderbar an. Die Halbmarathon-Marke überquerte ich nach 2 Stunden und 10 Minuten. Für meine Sub 5 lag ich also gut im Soll. Die magische 30-KM-Marke erreicht die Strecke dann auf dem Hohenzollerndamm in Schmargendorf. So langsam fing ich an mir über den 10 KM-Count-Down Gedanken zu machen. Noch lief alles gut - ich merkte die Anstrengung, verlor nicht merklich an Tempo und fühlte mich gut.

Scheinbar waren aber die Glykogenspeicher doch leer, denn kaum hatte ich den Ku'damm hinter mir gelassen und KM 36 erreicht wurden die Beine schwerer und schwerer. Ich hatte mittlerweile zwei Gels intus und nahm jede verfügbare Kohlehydrate-Quelle mit. Bei KM 38 gab es Red-Bull-Schorle - nicht lecker! Red Bull schmeckt ohne Kohlensäure einfach nicht... ;)

Vorbei an Potsdamer Platz ging es auf die Leipziger Straße und zu KM 40. Hier traf ich meine Familie. Ein kurzes Hallo gab weitere Stärkung und ein stark Coffeinhaltiges letztes Gel die nötige restliche Power für die verbleibenden 2,195 Kilometer. Unbeschreiblich dann das Gefühl, wieder auf die Straße des 17. Juni einzubiegen und das Brandenburger Tor zu sehen. Man läuft drauf zu und die Gänsehaut steht wie eine Eins! Durch das Tor hindurch und ab auf die Zielgrade. Ich schaffe es trotz schmerzender Beine noch ein wenig Tempo zu machen und balle zuerst die Fäuste und laufe dann mit ausgebreiteten Armen durch das Ziel! Zeit: 4 Stunden 43 Minuten. Ab KM 36 haben die KM-Zeiten doch fast eine halbe Minute pro Kilometer nachgelassen - mit Außnahme des letzten Kilometers: der gehört fast zu den schnellsten des ganzen Marathons.


Berlin war toll - Berlin war eine Reise wert und das Publikum an der Strecke hat eine ganz tolle Stimmung gemacht. Das war wirklich einmalig gut. Spiele nun tatsächlich mit dem Gedanken nächstes Jahr wieder in Berlin zu laufen...

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